Zwischen den Jahren weiß ich oft nicht, welcher Wochentag ist. Und welches Datum. Zwischen den Jahren fühle ich mich irgendwie ungehalten, schwebend.

Zwischen den Jahren beginnen die Menschen abzurechnen, Bilanz zu ziehen, neue Listen zu schreiben und die Bucketlist 2024 zu erstellen. Zwischen den Jahren entstehen neue Vorsätze und feine Erwartungen, zwischen den Jahren böllern manche zu zeitig sich den eigenen Trübsinn weg. Zwischen den Jahren ist ein wenig „Ausnahmezustand“ – im besten und auch anstrengendsten Sinne.

Zwischen den Jahren ist endlich mein Stollen angeschnitten. Tapfer habe ich bis zum 25. Dezember den Versuchungen widerstanden, umso schöner war der Genuss am ersten Weihnachtstag. Zwischen den Jahren esse ich so viele Orangen, wie das ganze Jahr sonst nicht ;-). Zwischen den Jahren vermisse ich Wintersport und freue mich, dass heute endlich die Vierschanzentournee losgeht 🙂 Zwischen den Jahren sind die Menschen anders, in sich gezogen oder noch mal richtig unterwegs – dieses Jahr fühle ich mich in der Schwebe „zwischen den Jahren“.

Zwischen den Jahren beginne ich aufzuräumen: im Außen und im Innen. All die Dinge, die schon lange rufen, sortiert oder weggeräumt zu werden, scheinen zwischen den Jahren dieses Mal noch lauter zu sein. Altglas, Altpapier, Staubflusen, Bücher sortieren, Unterlagen ausmisten, Emails bearbeiten… Irgendwie sehen ich mich jedes Jahr neu, „aufgeräumt“ in das neue Jahr zu starten und jedes Mal denke ich an das neue Schulheft und die Freude über den Geruch und die jungen Seiten, die sehnsüchtig warten, hübsch beschrieben zu werden. Sonst habe ich tatsächlich zum Jahreswechsel ein neues Schreibbuch begonnen und das alte ad acta gelegt – in diesem Jahr soll es anders sein: ich will das Alte mitnehmen, der Übergang soll fließend sein im Schreiben und in meinen Gedanken. Zwischen den Jahren fallen mir immer sehr die Dinge auf, die im vergangenen Jahr nicht geworden sind, die offenen Sachen, das Misslingen. Dieses Jahr will ich zwischen den Jahren versuchen, all das in den Blick zu nehmen, was gut war, Fröhliches, Glückliches, Leichtes… trotz dieser tiefen Traurigkeit, die es immer noch gibt, denn:

Zwischen den Jahren fehlt Rumo dieses Jahr ganz besonders.

Zwischen den Jahren ist es dieses Mal zäh wie Kaugummi an der Schuhsohle… zu oft, zu leise. Zu oft eine Schwebe. Dieses Mal sehne ich mich besonders nach dem Alltag, der 2024 wieder beginnen kann, dann wirkt das Außen sortierter, denn das Innen ist gerade ganz schön durcheinander.

„Zwischen den Jahren“ ist übrigens eine Redewendung, die es erst seit dem 17. Jahrhundert gibt. Die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr waren bis dahin in der Schwebe, denn das alte Jahr endete am 24. Dezember und das neue Jahr begann je nach Ort spätestens am 6. Januar. In manchen mittelalterlichen Frauenklöstern begann das Jahr sogar erst am 25. März. So herrschte feine Verwirrung und es gab in manchen Regionen mehrere Neujahrstage 🙂 Dieses Neujahrswirrwarr beschrieb der Volksmund zutreffend mit „zwischen den Jahren“.

Zwischen den Jahren wünsche ich dir gute Stunden, erbauliche Momente, stärkende Begegnungen! Und freilich: guten Rutsch!