Tag 3 im Lockdown light. Rumo weckte mich um halb sechs – frag mich mal einer, was genau in seinem Hundehirn los war. Auf jeden Fall saß er Freudewedelnd neben meinem Bett, grinste mich hündisch an und signalisierte deutlichst, dass er beschlossen hatte, dass jetzt der Tag losgehen sollte. So schwang ich meine Füße aus den warmen, gemütlichen Federn; Rumo stürzte sich auf meine Füße, schleckte sie ab, wie er es seit neuneinhalb Jahren jeden Morgen macht und schlenderte anschließend zur Tür, an welcher er wartete, mit dem Blick von wegen „Beeil dich oder ich platze!“ Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen und hüpfte in meine Hunderunde-Klamotte, schlüpfte in die Schuhe, kurzer Check: Schlüssel-Maske-Hundetüten-Kleingeld, und dann spazierten wir los.

Kurz vor sechs schläft die Zschochersche Straße großteils noch. Die Fenster in den Häuserfronten sehen verbutzelt aus, die wenigen Menschen die wir treffen ebenso; halb gähnend kommen wir beim Bäcker an. Die Verkäuferin lächelt Rumo durch die Scheibe an, nickt mir entgegen und formt mit ihren Lippen ein „wie immer?“. Ich lächle nickend zurück – irgendwann werden sie die kleine Tüte mit Brötchen für mich schon an der Tür stehen haben, denke ich grinsend. Auf dem Heimweg markiert Rumo fröhlich „seine“ Straße, wie ein kleiner König läuft er neben mir und irgendwie strahlt er eine Freude aus, die ich so gern verstehen würde. Rumo liebt die Routine, den Alltag, das Überschaubare und irgendwie im besten Sinn Berechenbare. Seitdem wir in Leipzig sind, haben wir unseren kleinen Alltag (hatte ich euch ja schon im Oktober geschrieben), jetzt im Lockdown light wird dieser Alltag noch deutlicher. Rumo liebt die Routine und ich wurschtel mich so durch mit ihr. Routine und Alltag übe ich nun. Gewohnt bin ich das erst recht nach der Reise nicht mehr =)

Nun ist er also den dritten Tag alt: mein erster Lockdown in Deutschland. Jaja, den letzten Lockdown habe ich in Neuseeland verbracht – vielleicht erinnert ihr euch… an die Bubble der 11 internationalen Persönlichkeiten, immer wieder neue Plätze doch zuletzt in „unserem“ Haus – wenn ich so zurückdenke: ein wenig gefühlt ein anderes Leben, so fern kommt mir das heute schon vor. Nun denn also: Lockdown light in Deutschland. Auf jeden Fall stellte ich schon letzte Woche bei der Ankündigung folgendes fest: ich verstehe die Notwendigkeit eines „Runterfahrens“ doch die angesetzten Maßnahmen verstehe ich nicht. Das, was in Neuseeland für mich wesentlich leichter und durchsichtiger war: die einzelnen Level. Jedes Level war klar umrissen, verständlich erklärt, nachvollziehbar begründet, Neuseelandweit angewendet.

Hier in Deutschland vermisse ich diese Argumentation, im Gegenteil: ich schüttele leise den Kopf über die gefühlte Kleinstaaterei, die leider oft willkürlich und spontan daherzukommen scheint. Klar weiß ich, dass Neuseeland und Deutschland zu vergleichen, in dieser Hinsicht deutlich hinkt. Geografisch, politisch, gesellschaftlich unglaublich unterschiedlich. Doch wünschte ich mir besonders jetzt in Deutschland nachvollziehbare Maßnahmen, die die Menschen motivieren „diese erneute Kraftanstrengung aufzubringen“. Doch stattdessen tauchen mehr Unmut und Unverständnis auf und beides kann die Leute auf die Straße treiben, sich mit rechtgesinntem Wahnsinn mischen und über die Straßen kriechen, wie es für Samstag in Leipzig angekündigt ist… Na dann, Prost Mahlzeit!