September 24th – Leipzig

Heute in drei Monaten ist Weihnachtsabend. Diese Info überrascht dich? Wirklich? Als ich die letzten Wochen durch die Supermärkte stiefelte, fühlte es sich schlichtweg so an, als wäre Weihnachten nächste Woche. Normale Schokolade sucht man mittlerweile vergebens zwischen all den Pfeffernüssen und Lebkuchen, Dominosteinen und Spekulatius… Der Oberclou vergangenen Montag: bei Edeka in Leipzig wird schon damit geworben, dass die ausgelegten Waren die „letzten ihrer Art“ seien – deswegen: Supersonderangebot. Als ich das las war ich kurz jahreszeitenverwirrt und termpaturenübel. Draußen fröhliche 32 Grad Celcius, drinnen Weihnachtswunderland. (Ja, und ich dachte auch kurz daran, dass es so in Neuseeland sein muss, Weihnachten zu feiern – Sommer im Dezember). Auf jeden Fall habe ich mich gefragt, auf welchen Balkonen in im Leipziger Spätsommer die Dominosteine auf dem Cafétisch schmelzen und wer sein Eis gegebenfalls mit Lebkuchenkrümeln veredelt. Ich darf euch verraten: ich bin es nicht. Weil mein erzgebirgisches Weihnachtsherz schreien würde, hätte ich vor Dezember Pfefferkuchen in meiner Einkaufstasche, werde ich wohl wieder einmal zu denjenigen gehören, die im Supermarkt mit großen Augen angeglotzt werden, wenn ich im Dezember zwischen all den Ostersachen stehe und nach Lebkuchen aus dunkler Schokolade frage =).

Bei allem Aufräumen der letzten Tage ist mir auch ein Text zum Advent in die Hände gefallen; passt doch, oder? Mit einem Augenzwinkern sende ich euch sonnigste Grüße aus dem 25 Grad herrlichen Leipziger Herbst und verabschiede mich für heute mit „Adventus Domini“ aus dem Jahr 2013:

Adventus Domini

Befiehl dem Herrn

Schenke herzlich

eilige Freude

tröstende Worte

hässliche Krawatten

Geschmack und Humor

Begegne ruhig

dem schönsten Fest der Jahresneige

dem milden Stern von Mercedes

den tiefen Augen des Kindes

dem dunklen Wort im Spiegel

Hauche Luft

aber hauche sie nicht aus

Stehe!

Anbetend

staunend

ohnmächtig

hingerissen

taumelnd

jubelnd

kindlich

stückweise

Fall auf die Knie!

Von Angesicht zu Angesicht

Stückwerk bist und bleibst du hier

ewige Erkenntnis

Unendliche Vollkommenheit

Mensch, werde Mensch in der Menschwerdung des Menschen und

Erscheine!

Sei anwesend!

Bist du doch eine Woche in der Schwebe zwischen Ewigkeit und Ankunft

Hängst in der Luft

zwischen Sein und Fleisch

wirst selbst zum Ochs oder Esel

um final zu hoffen, dass dein Herz eine Krippe wird für diese Aus-Geburt Gottes

„Du wartest hier wie ein Rind“ zwischen Esel und Ochs

stößt dir die Hörner ab

und kaust zufrieden vor dich hingerissen

dummdusselig ein wenig, doch leichtweg ewig

du hast Zeit zum Atmen im Schmerz des Wartens

um niederzuknien, betreten zu Boden zu schauen, dich abzuwenden und hinzuwenden, dich umzuwickeln und umzudrehen, dich rundherum einzumummeln und niederzulegen

Dich lacht dieses Kind an, einem Stern ähnlich, und die Weisen lachen dich aus, weil du es nicht erwarten kannst und am Ende lachen alle mit dir, weil sie froh sind, dass du es auch geschafft hast, Mensch Meier!

Erkenne, wie du erkannt bist

jetzt erst stückweise, dann vollkommen