Heute vor einem Jahr saß ich an genau diesem Rechner und begann mit dem dritten Anlauf meines Buches. Es war auch der Abend des 23. Dezember – heute schnarcht Rumo ebenso neben mir, statt Gin Tonic gibt es Kräutertee, „Der Hobbit“ flimmert dieses Mal statt „Die Gefährten“. Teil I und ich gestehe, ich habe den Beginn heute drei Mal geschaut, weil ich mich damit so gut an Hobbiton erinnern kann. Es ist derselbe Schreibtisch, es sind dieselben Tasten, dieselben Bilder doch eine andere Wand in einer anderen Stadt. Das Gefühl erinnert mich sehr an das vor einem Jahr: es ist die stille Traurigkeit, die rückschauende Dankbarkeit, das melancholische Glück. Diese Mischung ist es, die mich tagsüber fast lähmt und am Abend eine Energie zum Schreiben freisetzt, wie ich sie selten fühle. So sind an den vergangenen Abenden einige neue Texte entstanden, neue Zeilen auf frischen Seiten und ich bin gespannt, wohin sie mich führen.

Dass ich in diesem Jahr nach nur drei Monaten mein fertiges, gedrucktes Buch in Händen halten konnte, lässt mich auch rückblickend noch staunen und dankbar sein für alle, die mich dabei unterstützt haben. Dass es davon dann auch noch eine zweite Auflage hatte geben sollen, macht mich heute noch sprachlos. Und stolz. Doch will ich nicht, einer Jahresbilanz ähnlich, mein Jahr Revue passieren lassen, aufzählen was gelungen ist und was nicht, will nicht äußerlich Fazit ziehen obgleich ich es innerlich tue, will meine Leistung nicht abmessen, nicht vergrößern und nicht schmälern.

Will stattdessen einen Gedanken teilen mit euch.

Die letzten Tage des Dezembers sind es, die vermutlich die erwartungsbeladensten des ganzen Jahres sind. Der schönste Baum und bitte auch der geradeste, die hellste Lichterkette und der größte Nussknacker, das leckerste Essen, das beste Geschenk und der richtige Stollen. Die Weihnachtspredigt auf den Punkt so wie die Klöße: nicht zu lang und nicht zu fest. Die Mischung soll nicht nur schmecken. An vielen Tischen soll es das Highlight des Jahres sein, der Familienhöhepunkt, der Friedensgipfel. Das sind schöne Wünsche, versteht mich bitte nicht falsch! Mein Baum ist natürlich der Schönste 😉 Doch es geht nicht darum, wieviele Geschenke unter dem Baum liegen und wie groß der Braten ist und wer mehr Glühwein verträgt. Besonders in diesen Tagen, wo es leider wieder einmal darum geht, Gesundheit und Gefährdung, Gemeinschaft und Schutz abzuwägen und viele nicht in Natura mit ihren Herzmenschen unterm Baum sitzen werden, sitzen können. Das kann sich traurig, einsam und ohnmächtig anfühlen – doch dann bitte nicht vergessen: gedanklich seid ihr nicht allein. Und lasst euch überraschen. Und erwartet nicht zu viel von euch. Und auch nicht von den anderen. Weihnachten geht auch mit Nudeln und Tomatensauce 😉

Und so wünsche ich allen, denen die gemeinsam am Tisch sitzen und denen die in Quarantäne netflixen, denen die Dienst leisten und denen die gerade noch am Braten schrauben: habt ein lichterfrohes, wunderbares Weihnachtsfest und denkt aneinander und passt gut auf euch auf! Merry Christmas 😉