April 1st – Tikipunga Sportspark

Noch einmal schreibe ich euch von diesem Parkplatz – das wird heute nichts langes und auch nichts tiefgründiges; nur ein kleiner Moment, um euch wissen zu lassen, wie es um mich derzeit bestellt ist.

Zunächst: ich bin gesund! Ich bin froh darüber und klopfe auch gerade auf alle zur Verfügung stehenden Holzunterlagen, dass das so bleibt. In diesen Zeiten, besonders jetzt im Lockdown, wird man ja schon schief angeschaut, wenn man sich morgens ausschnauben muss oder tagsüber mal nen Nieser loslässt, weil einem die Sonne die Nase krabbelt. Also: weiterhin alles bis zum Wegätzen desinfizieren und fröhlich Hände waschen; da überleben nicht die kleinsten Viren 😉

Und weiterhin: ich darf mich weiterhin in meinem Camper aufhalten! Ja, es gibt viele Touristen, die gezwungen werden bzw. gezwungen sind in teuren Hotels zu wohnen – meist in der Nähe von Auckland. Das hat zwei Gründe: durch die angekündigten und auch geplanten Rückholflüge haben sich unzählige Touristen in die Nähe der Flughäfen begeben, dann wurden die Flüge gestrichen (im übrigen alle Flüge und keiner weiß wir lang!) und die Touristen hingen in der Nähe der Flughäfen fest. Das trieb und treibt die Preise enorm in die Höhe. Und die Leute müssen in Hotels in Flughafennähe, weil es Touristen verboten ist (wie auch fast allen Neuseeländern), öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. (Nur die Leute, die notwendigen Berufe haben und zur Arbeit müssen oder von dort nach Hause, dürfen noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren.) Ich habe in den letzten Tagen zahlreiche Berichte gelesen… von überschuldeten Touristen, die aus Hotels geflogen sind; es wurden Flüge für 14500 Dollar angeboten; es gibt Menschen, die in Hotelzimmer „gesperrt“ werden, denen der Schlüssel weggenommen wird – wenn sie das Zimmer verlassen (ohne Erlaubnis) und nicht zurückkommen, droht ihnen eine Haftstrafe; es gibt Touristen, die nicht einkaufen dürfen, in Hotels festsitzen und seit Tagen Tütensuppen essen, weil die Hotelrestaurants nicht mehr arbeiten; es gibt Beschimpfungen, Drohungen, Übergriffe auf Touristen und Einheimische…. Der Lockdown ist erst eine Woche jung, keine Ahnung, was hier passiert, wenn die Leute noch drei Wochen so leben sollen und so behandelt werden… Viele haben mittlerweile die Aufmerksamkeit inländischer und ausländischer Medien; auch ich habe oft das Gefühl, dass „unsere Geschichte“ offiziell werden sollte. Denn zuletzt sind wir heute wieder „gebeten“ worden, den Platz zu wechseln…

Gestern morgen: Whangarei Council kündigt an, dass Tikipinga der Platz ist, auf dem wir für den ganzen Lockdown stehen – wir „richten“ uns ein, putzen Toiletten und Duschen – ca. vier Stunden später kommt die Polizei und will uns umgehend „räumen“ – ein paar Telefonate später dürfen wir bleiben „bis zur nächsten Anweisung“. Eine Camperin kommt mit ihrer kleinen 4jährigen Tochter zu unserem Platz, sie hustet furchtbar, die Tochter auch, wir merken es an, nichts passiert. Sie nutzen unsere Duschen und Toiletten und von jetzt auf gleich ist verständlicherweise jeder von uns besorgt, ob der Virus jetzt auch unter uns wohnt. Heute morgen verlässt sie zum Glück wieder den Platz. Dann kommt Grant vom Whangarei Council: neue Entscheidung aller Verantwortlichen, morgen werden wir „umgesiedelt“ auf einem Parkplatz bei einem Schwimmbad, dessen Einrichtung wir nicht nutzen können. Also ein Platz wieder ohne Duschen, Strom, frischem Wasser, keine Toiletten… Schon gestern hatten wir alle zusammen die Faxen so dicke, dass wir begonnen haben, ein Haus zu suchen, welches wir zu zehnt für die kommende Zeit günstig mieten, dessen Garten und Innenleben wir nutzen können, um endlich Ruhe zu haben und nicht mehr allen Möglichkeiten und neugierigen Blicken ausgeliefert zu sein… Fast stündlich kommen Menschen zu Fuß oder in Autos auf den Parkplatz von Tikipunga, viele freundlich interessiert und leider auch zu viele, die offensichtlich wollen, dass wir gehen und dies in Gesten und auch mit Worten zeigen… Viele von uns fühlen sich wie „im Zoo“.

Aktueller Stand: wir haben ein Haus gefunden, das Platz für zehn Leute und sechs Autos bietet. Ich hoffe so, dass das morgen alles klappt! Werde es euch wissen lassen 😉 Habt einen schönen Tag! Ich mache mir jetzt meine Wärmflasche, ziehe meine dicken Wollsocken an und kuschel mich ins „Bett“ mit der großen Hoffnung, dass diese Nacht nicht so kat werden möge. Bis bald!