Wenn man jemanden besucht, dann bringt man was mit – klar, vielleicht ne Flasche Wein oder einen Kuchen, einen Strauß Blumen zum Geburtstag oder einen feinen Gin, Pralinen oder Schinken. Derer Möglichkeiten gibt es viele. In diesen Weihnachtstagen gibt es meist Plätzchen oder Stollenkonfekt als Besuchermitbringsel oder ein fein eingewickeltes Weihnachtsgeschenk. Für mich ist Schenken in diesen Tagen keine Last, freue ich mich vielmehr über das Lächeln in den Augen des Beschenkten. Doch warum schenken wir überhaupt an Weihnachten? Vielleicht weil es „schon immer so war“, vielleicht ist es auch eine hübsche Geste des „Ich-hab an dich gedacht“, vielleicht sind die Hirten und Könige der Weihnachtsgeschichte“schuld“, weil sie Gold, Weyhrauch und Möhren dabei hatten… Grins, was auch immer es ist, ich wünsche euch Freude am Schenken, wünsche euch Glück im Anblick des Beschenkten und hey, es kommt auch hier, wie so oft im Leben, nicht auf die Größe an, oder? (Das Beitragsbild entspringt übrigens dem wirklich witzigen Buch „Weihnachten mit Loriot“.)

In diesem Jahr bin ich (mal wieder) über ein wunderbares Gedicht gestolpert, mehr eine gereimte Legende, köstlich wortspielend! Ach, und „magenkraft“ meint schlicht „mit Macht“. Viel Freude euch damit!

Die Heiligen Drei Könige (R.M. Rilke)

Einst als am Saum der Wüsten sich
auftat die Hand des Herrn
wie eine Frucht, die sommerlich
verkündet ihren Kern,
da war ein Wunder: Fern
erkannten und begrüßten sich
drei Könige und ein Stern.

Drei Könige von Unterwegs
und der Stern Überall,
die zogen alle (überlegs!)
so rechts ein Rex und links ein Rex
zu einem stillen Stall.

Was brachten die nicht alles mit
zum Stall von Bethlehem!
Weithin erklirrte jeder Schritt,
und der auf einem Rappen ritt,
saß samten und bequem.
Und der zu seiner Rechten ging,
der war ein goldner Mann,
und der zu seiner Linken fing
mit Schwung und Schwing
und Klang und Kling
aus einem runden Silberding,
das wiegend und in Ringen hing,
ganz blau zu rauchen an.
Da lachte der Stern Überall
so seltsam über sie,
und lief voraus und stand am Stall
und sagte zu Marie:

Da bring ich eine Wanderschaft
aus vieler Fremde her.
Drei Könige mit magenkraft,
von Gold und Topas schwer
und dunkel, tumb und heidenhaft, –
erschrick mir nicht zu sehr.
Sie haben alle drei zuhaus
zwölf Töchter, keinen Sohn,
so bitten sie sich deinen aus
als Sonne ihres Himmelblaus
und Trost für ihren Thron.
Doch mußt du nicht gleich glauben: bloß
ein Funkelfürst und Heidenscheich
sei deines Sohnes Los.
Bedenk, der Weg ist groß.
Sie wandern lange, Hirten gleich,
inzwischen fällt ihr reifes Reich
weiß Gott wem in den Schooß.
Und während hier, wie Westwind warm,
der Ochs ihr Ohr umschnaubt,
sind sie vielleicht schon alle arm
und so wie ohne Haupt.
Drum mach mit deinem Lächeln licht
die Wirrnis, die sie sind,
und wende du dein Angesicht
nach Aufgang und dein Kind;
dort liegt in blauen Linien,
was jeder dir verließ:
Smaragda und Rubinien
und die Tale von Türkis.