Still ist es hier – nichts im Vergleich zum nächtlichen Sausen im Leipziger Plagwitz, wie ich es noch vor einigen Wochen vor meinem Fenster hörte. Hier ist es ruhig, leise, ich fühle die Welt schlafen.

So sollte es sein zu schlaftrunkener Stunde wie sie es gerade wieder ist. Der neue Morgen lässt noch auf sich warten. Der alte Abend verabschiedete sich längst. Gefühlt hänge ich zwischen den Tagen in dieser Herbstnacht vor dem Buß-und Bettag. Schwindelmüde und gähnendwach. Ein Zustand, in welchem ich nicht im Bett bleiben und warten kann, bis der Schlaf sich genötigt fühlt, mich wieder ins Traumland zu tragen. Manche Nacht zählte ich innerlich die Minuten, die ich noch schlafen könnte, wenn ich könnte, bis der Wecker klingelte und den neuen Tag einläuten würde. Heute entschloß ich mich direkt, aufzustehen und mich der ruhigen Herbstnacht hinzugeben. Ich trinke Tee, laufe durch meine Wohnung, lasse den Blick aus dem Fenster die Straße entlang schweifen, lausche meinem Atem und dem leisen Knurren meines Magens, fühle meine kribbelnden Finger, die schreiben wollen, setze mich ins Wohnzimmer vor meinen Rechner. Kühl ist es an meinen Füßen, die sich nach Wärme sehnend ins Schaffell graben, welches unter meinem Schreibtisch liegt. Wäre Rumo da, würde er sich noch auf meine Füße legen – welch Schatz! Doch derzeit urlaubt er im Erzgebirge, so bleiben meine Füße unbedeckt.

Dieses Gefühl, das in diesen Herbstnächten durch mich strömt ist mir vertraut. Die Zwiespältigkeit zwischen Schaffenskraft und Erschöpfung, zwischen melancholischer Inspiration und fröhlichem Schreiben, die Ambivalenz zwischen Wachsen und Vergehen – das, was der Herbst für mich ist… Neues und Altes – Platzschaffen und Beengtwerden – Aufbrechen und Ausruhen… All das pulsiert diese Nacht durch meinen Körper. Ich lasse es fließen und wallen, gebe mich der aufbäumenden Kraft hin mit dem Wissen, dass ich am Ende, dann, wenn die Worte einen Platz gefunden haben, in meine Kissen sinken werde und endlich schlafen.