Heute ist Feiertag. Und/oder Christi Himmelfahrt. Und/oder Männertag. Und/oder Vatertag.

Heute ist Feiertag. Heute ist ein freier Tag. Keine Arbeit, keine Verpflichtungen, abhängen, rumgammeln, rausgehen, unterwegs sein. Doch was genau befeiern denn die Menschen heute eigentlich?

Meinen Tag dominierten besonders am Vormittag Männerherden, die sichtlich angetrunken auf dem Fahrrad durch die Gegend juchtelten. Auch traf ich eine kleine Horde mit Bollerwagen, Birkenbäumen und Bierkästen. Die Box mit lautem Schlager gefüllt, zogen sie durch die Straßen. Auf dem Heimweg vom Kleingarten kamen mir ungezählte Motorradfahrer entgegen oder überholten mich; selbst jetzt, während ich diese Zeilen schreibe, heulen ab und an die Motoren laut an der Ampel 50 Meter entfernt von meinem Haus. Ich gestehe: mit diesem Männertag kann ich überhaupt nichts anfangen. Es scheint, als würde dieses Brauchtum genutzt, um sich „mit der offiziellen Feiertags-Begründung“ schon morgens die Binde ordentlich zuzuknallen und dann einigermaßen verantwortungslos durch den Tag zu stolpern. Und all jenen, denen diese „Feiertagsstimmung“ ein Unbehagen bereitet – und das sind bestimmt vermehrt Frauen – hinterherzugrölen. Heute früh fand ich bei einer Freundin auf Instagram folgenden Spruch: „Während Mama am Muttertag einen Gutschein zum Spülmaschine ausräumen bekommt, gibt es für Papa zum Vatertag einen gesetzlichen Feiertag mit „Herrentour“ und Freifahrtschein zum Pöbeln?“ Spitz, und doch auch treffend, oder?

Versteht mich bitte nicht falsch, ich habe nichts dagegen, dass sich Männer miteinander Zeiten oder Tage gönnen, unter sich sind, sich feiern, anschweigen, Football glotzen, Fahrrad fahren, klettern gehen, gemeinsam abhängen, auch mal ein Bier zischen – keine Ahnung, was Männer so anstellen… Doch braucht es dafür diesen einen Tag mit diesem doch einigermaßen unnötigen Brauchtum der Bierböllerwagen?

Zum Glück bietet das Feiertags-Potpourri des heutigen Donnerstags mehr 😉 Nehmen wir Christi Himmelfahrt. Vermutlich ein inhaltlich recht schwer zu greifender christlicher Feiertag. Wir wissen, dass es irgendwann mal Donnerstag ist, kurz vor Pfingsten. Die Bayerischen Schulkinder freuen sich spätestens jetzt auf die anstehenden zweiwöchigen Ferien. 🙂 40 Tage nach Ostern – ja, tatsächlich, so lange liegt Ostern schon zurück! – wird jedes Jahr Himmelfahrt gefeiert: Jesus hat sich nach der Auferstehung aus dem Totenreich (die an Ostern gefeiert wird) laut Überlieferung des neuen Testamentes 40 Tage seinen Jüngern gezeigt und ist dann zurück in den Himmel „gefahren“. Als Kind habe ich mich immer gefragt: wie ist Jesus denn „gefahren“? Mit einem Aufzug? Einem Rentierschlitten? Einem anderen Wolkengefährt? Bildliche Darstellungen arbeiten da tatsächlich gern mit einer Wolkendarstellung bzw. Lichteffekten.

Wenn mich Religionsschülerinnen oder Schüler fragten, versuchte ich davon zu erzählen, dass der Kreis mit Himmelfahrt wieder „rund wird“. Jesus wird zu Weihnachten von Gott dem Vater auf die Erde geschickt, um die Welt zu erlösen, die Menschen vom Bösen zu retten und letztlich kehrt er nach „getaner Arbeit“ zurück zum himmlischen Vater. Und damit die Menschen nicht allein sein, Gott bei ihnen bleibt, kommt an Pfingsten der heilige Geist auf die Erde. Zumeist endeten diese Gespräche in der Erklärung des christlichen Gottesbildes: ein Gott in drei Formen. Und als Religionspädagogin gestehe ich an dieser Stelle: das ist wirklich das schwierigste Gottesbild aller Weltreligionen 🙂

Feiertagspotpourri – zu guter Letzt: Heute ist auch Vatertag. Freilich hat mein Paps heute auch Glückwünsche und einen Anruf von mir erhalten. Wer mich kennt, weiß aber auch, dass ich es mit diesen „festgelegten Ehrentagen“ nicht so habe. Es braucht keinen Valentinstag, um Liebe zu feiern oder Muttertag, um die Spülmaschine auszuräumen, oder Vatertag, um Gebasteltes zu verschenken. Gegenseitiger Respekt beginnt nicht am Kindertag und hört auch nicht am internationalen Frauentag auf. Gegenseitiger Respekt, Wertschätzung geschieht bestenfalls alltäglich mit offenen Ohren und liebenden Augen. Dass das nicht immer leicht ist und auch nicht immer gelingt und auch nicht ohne Streit auskommt, das wisst ihr bestimmt so gut wie ich. Doch ich für meinen Teil bin im besten Sinne stehts bemüht 😉

Und doch lassen mich diese „festgelegten Ehrentage“ inne halten, besonders nachdenken. Und heute denke ich so an Väter. An die Väter, die ihr Kind in den Schlaf wiegen. An die übernächtigten Väter und die überarbeiteten, weil sie es für ihre Kinder schön haben wollen, finanzielle sicher, behütet. An die Väter, die sich Geschichten zum Einschlafen ausdenken und zum Gruseln am Lagerfeuer, die die Monster unterm Bett vertreiben und sich Monsterschminke im Gesicht verteilen lassen. An die Väter, die viel unterwegs sind und an die Freude, wenn sie nach Hause kommen. An die Väter, die nicht bei ihren Kindern leben können, dürfen, wollen, sollten. An die Väter, die ihr Kind schon zu Grabe getragen haben. An die Väter, die allein daheim sind oder alleinerziehend. An die Väter, die mit Vätern leben und dafür noch viel zu oft doof beäugt werden. An die Männer, die keine Väter sein können oder sein wollen.

Meine Gedanken wandern während ich schreibe und mein Blick wandert auch. Hinter meinem Schreibtisch ist eine große Fotowand, mit Naturbildern und Selfies, Zeitungsschnipseln, Kalender, den Hundemarken von Rumo und Bildern von mir lieben und wichtigen Menschen. Mein Blick bleibt hängen beim Bild mit meinen Eltern – das war letzten Juni, als sie mich nach Frankfurt zum Flughafen gefahren haben, bevor ich nach Neuseeland geflogen bin. Den beiden steht die Erschöpfung ein bisschen im Gesicht, doch es war für mich ein solch schöner Moment und ich bin froh, dass sie mir erlaubt haben, mit euch nun dieses Bild zu teilen. Und ich freue mich schon jetzt auf die nächsten gemeinsamen Momente, Bilder und Herzerinnerungen 🙂