Gestern wurde angelichtelt – auch in meiner kleinen Butze in Leipzig haben vier Schwibbögen, zwei Sterne und ein betagt-schöner Bergmann nebst Pyramide einen Platz für die kommende Zeit gefunden. Die kleine Räucherskihütte dampft fröhlich vor sich hin und die eine Kerze von Vieren auf dem Adventskranz „verkündet“ brennend: heute ist der erste Advent.

In diesem Jahr wird die Adventszeit ein besondere, vielleicht auch eine besonders herausfordernde Zeit. Da ich auch schon in den vergangenen Jahren nicht die große Weihnachtsmarktgängerin gewesen bin, wird mir persönlich die trubelige „Verkaufsmeile“ der Leipziger Innenstadt nicht fehlen – okay: vielleicht ein klein wenig der Geruch nach gebrannten Mandeln, Handbrot und Glühwein.

Das, was mir schon jetzt eindrücklich fehlt, sind die Weihnachtsklänge in der Stadt, Adventskonzerte von Laienchören und Ensembles, das WO in vollbesetzter Thomaskirche und all die kleinen, feinen Kulturveranstaltungen der Adventszeit, die wie ein überbordender Adventskalender bis ins neue Jahr das Licht in dieser Zeit in ganz besonderer Weise tragen. Stattdessen erlebe ich in meinem Bekannten- und Freundeskreis: weitere Absagen, höhere Auflagen, Künstler die sich gefühlt auf den Kopf stellen müssen um gehört, gesehen, vernommen zu werden, neue Konzepte aus dem Ärmel schütteln müssen, Ringen und zermürbend Grübeln, und so viel Online anbieten, dass man sich fragen muss: wird das das neue „Kerngeschäft“? Kein Stream und keine CD können den life gesungenen Klang, den direkten Ton ersetzen, der das Herz berührt und die Gedanken fortträgt. Und das wird mir fehlen.

Wenn es heißt, es gäbe neue Einschränkungen, um „Weihnachten zu retten“, dann wird mir merkwüdig ums Gemüt. Was genau soll da gerettet werden? Passend dazu habe ich vor einigen Tagen einen Text gefunden, den ich sehr stimmig dazu finde. Susanne Niemeyer schrieb:

„Wir müssen Weihnachten retten. Das höre ich im Moment ständig. Ich glaube, das müssen wir nicht. Weihnachten braucht keine Rettung, Weihnachten rettet uns. Es hat zweitausend Jahre überstanden. Ist durch den 30-jährigen Krieg gegangen, war bei den Pestkranken, hat sich an die Seite der Verfolgten gestellt und sich nicht darum gekümmert, ob Lametta am Baum hing. Weihnachten hängt nicht davon ab, ob fünf oder zehn zusammen feiern. Weihnachten lässt sich nicht machen. Klöße zur Gans sind schön, aber nicht notwendig. Die Geschichten sind da. Der Stern ist da. Menschen sind da, an vielen verschiedenen Orten. Die Fantasie ist da, sich auf den Weg zu machen. Ausschau zu halten, was trägt, wenn es nicht das Gewohnte ist.“

Wahrscheinlich wird diese Adventszeit keine „Gewohnte“ werden. Doch ich hoffe, dass der Adventsklang und das Licht Wege finden ohne Ringen und ohne Zermürben.