Monat: Mai 2025

Feiertags-Potpourri

Heute ist Feiertag. Und/oder Christi Himmelfahrt. Und/oder Männertag. Und/oder Vatertag.

Heute ist Feiertag. Heute ist ein freier Tag. Keine Arbeit, keine Verpflichtungen, abhängen, rumgammeln, rausgehen, unterwegs sein. Doch was genau befeiern denn die Menschen heute eigentlich?

Meinen Tag dominierten besonders am Vormittag Männerherden, die sichtlich angetrunken auf dem Fahrrad durch die Gegend juchtelten. Auch traf ich eine kleine Horde mit Bollerwagen, Birkenbäumen und Bierkästen. Die Box mit lautem Schlager gefüllt, zogen sie durch die Straßen. Auf dem Heimweg vom Kleingarten kamen mir ungezählte Motorradfahrer entgegen oder überholten mich; selbst jetzt, während ich diese Zeilen schreibe, heulen ab und an die Motoren laut an der Ampel 50 Meter entfernt von meinem Haus. Ich gestehe: mit diesem Männertag kann ich überhaupt nichts anfangen. Es scheint, als würde dieses Brauchtum genutzt, um sich „mit der offiziellen Feiertags-Begründung“ schon morgens die Binde ordentlich zuzuknallen und dann einigermaßen verantwortungslos durch den Tag zu stolpern. Und all jenen, denen diese „Feiertagsstimmung“ ein Unbehagen bereitet – und das sind bestimmt vermehrt Frauen – hinterherzugrölen. Heute früh fand ich bei einer Freundin auf Instagram folgenden Spruch: „Während Mama am Muttertag einen Gutschein zum Spülmaschine ausräumen bekommt, gibt es für Papa zum Vatertag einen gesetzlichen Feiertag mit „Herrentour“ und Freifahrtschein zum Pöbeln?“ Spitz, und doch auch treffend, oder?

Versteht mich bitte nicht falsch, ich habe nichts dagegen, dass sich Männer miteinander Zeiten oder Tage gönnen, unter sich sind, sich feiern, anschweigen, Football glotzen, Fahrrad fahren, klettern gehen, gemeinsam abhängen, auch mal ein Bier zischen – keine Ahnung, was Männer so anstellen… Doch braucht es dafür diesen einen Tag mit diesem doch einigermaßen unnötigen Brauchtum der Bierböllerwagen?

Zum Glück bietet das Feiertags-Potpourri des heutigen Donnerstags mehr 😉 Nehmen wir Christi Himmelfahrt. Vermutlich ein inhaltlich recht schwer zu greifender christlicher Feiertag. Wir wissen, dass es irgendwann mal Donnerstag ist, kurz vor Pfingsten. Die Bayerischen Schulkinder freuen sich spätestens jetzt auf die anstehenden zweiwöchigen Ferien. 🙂 40 Tage nach Ostern – ja, tatsächlich, so lange liegt Ostern schon zurück! – wird jedes Jahr Himmelfahrt gefeiert: Jesus hat sich nach der Auferstehung aus dem Totenreich (die an Ostern gefeiert wird) laut Überlieferung des neuen Testamentes 40 Tage seinen Jüngern gezeigt und ist dann zurück in den Himmel „gefahren“. Als Kind habe ich mich immer gefragt: wie ist Jesus denn „gefahren“? Mit einem Aufzug? Einem Rentierschlitten? Einem anderen Wolkengefährt? Bildliche Darstellungen arbeiten da tatsächlich gern mit einer Wolkendarstellung bzw. Lichteffekten.

Wenn mich Religionsschülerinnen oder Schüler fragten, versuchte ich davon zu erzählen, dass der Kreis mit Himmelfahrt wieder „rund wird“. Jesus wird zu Weihnachten von Gott dem Vater auf die Erde geschickt, um die Welt zu erlösen, die Menschen vom Bösen zu retten und letztlich kehrt er nach „getaner Arbeit“ zurück zum himmlischen Vater. Und damit die Menschen nicht allein sein, Gott bei ihnen bleibt, kommt an Pfingsten der heilige Geist auf die Erde. Zumeist endeten diese Gespräche in der Erklärung des christlichen Gottesbildes: ein Gott in drei Formen. Und als Religionspädagogin gestehe ich an dieser Stelle: das ist wirklich das schwierigste Gottesbild aller Weltreligionen 🙂

Feiertagspotpourri – zu guter Letzt: Heute ist auch Vatertag. Freilich hat mein Paps heute auch Glückwünsche und einen Anruf von mir erhalten. Wer mich kennt, weiß aber auch, dass ich es mit diesen „festgelegten Ehrentagen“ nicht so habe. Es braucht keinen Valentinstag, um Liebe zu feiern oder Muttertag, um die Spülmaschine auszuräumen, oder Vatertag, um Gebasteltes zu verschenken. Gegenseitiger Respekt beginnt nicht am Kindertag und hört auch nicht am internationalen Frauentag auf. Gegenseitiger Respekt, Wertschätzung geschieht bestenfalls alltäglich mit offenen Ohren und liebenden Augen. Dass das nicht immer leicht ist und auch nicht immer gelingt und auch nicht ohne Streit auskommt, das wisst ihr bestimmt so gut wie ich. Doch ich für meinen Teil bin im besten Sinne stehts bemüht 😉

Und doch lassen mich diese „festgelegten Ehrentage“ inne halten, besonders nachdenken. Und heute denke ich so an Väter. An die Väter, die ihr Kind in den Schlaf wiegen. An die übernächtigten Väter und die überarbeiteten, weil sie es für ihre Kinder schön haben wollen, finanzielle sicher, behütet. An die Väter, die sich Geschichten zum Einschlafen ausdenken und zum Gruseln am Lagerfeuer, die die Monster unterm Bett vertreiben und sich Monsterschminke im Gesicht verteilen lassen. An die Väter, die viel unterwegs sind und an die Freude, wenn sie nach Hause kommen. An die Väter, die nicht bei ihren Kindern leben können, dürfen, wollen, sollten. An die Väter, die ihr Kind schon zu Grabe getragen haben. An die Väter, die allein daheim sind oder alleinerziehend. An die Väter, die mit Vätern leben und dafür noch viel zu oft doof beäugt werden. An die Männer, die keine Väter sein können oder sein wollen.

Meine Gedanken wandern während ich schreibe und mein Blick wandert auch. Hinter meinem Schreibtisch ist eine große Fotowand, mit Naturbildern und Selfies, Zeitungsschnipseln, Kalender, den Hundemarken von Rumo und Bildern von mir lieben und wichtigen Menschen. Mein Blick bleibt hängen beim Bild mit meinen Eltern – das war letzten Juni, als sie mich nach Frankfurt zum Flughafen gefahren haben, bevor ich nach Neuseeland geflogen bin. Den beiden steht die Erschöpfung ein bisschen im Gesicht, doch es war für mich ein solch schöner Moment und ich bin froh, dass sie mir erlaubt haben, mit euch nun dieses Bild zu teilen. Und ich freue mich schon jetzt auf die nächsten gemeinsamen Momente, Bilder und Herzerinnerungen 🙂

I’m coming to your house…

Neben meinem Elternhaus wachsen Haselnussbüsche. Seit ich denken kann, stehen sie dort. Um in die Äste zu gelangen, stapfte ich als Kind regelmäßig über den Wäscheplatz hinter dem Haus, hangelte mich am Gartenzaun und dann die Bachmauer hinunter, ein kleiner beherzter Schritt und wenige Meter nach oben kraxeln und dann saß ich in den Zweigen der Büsche dort. Als kleine Susann liebte ich es, in diesen Sträuchern zu sitzen, über Gott und meine Welt Affalter nachzudenken, Nüsse zu knacken, mich zu verstecken, den Blättern zu lauschen und einfach zu sein. Manchmal kicherte ich, wenn die Nachbarn auf dem Gehweg vorbei liefen, ein Geräusch hörten, jedoch nicht verorten konnten, woher es kam. Es waren schöne, friedliche Momente – keine Ahnung, ob dort ab und an auch heute noch jemand sitzt. Empfehlen kann ich es auf jeden Fall!

Durch Zufall erinnerte ich mich vorletzten Sonntag wieder an diese schönen Momente. Ich besuchte mit Freunden die Generations Church International in Leipzig – kurz vor Ostern hatten sie mich schon mal mitgenommen. Schon beim ersten Besuch hatte mich die Ansprache noch einige Tage beschäftigt und ich hatte es sehr gemocht, denn es war mir schon lange nicht mehr so mit einem Gottesdienst ergangen. Auch die letzten Tage hängen mir die Gedanken der Andacht noch nach.

Es ging im Zachäus. Ein äußerlich kleiner Mann muss er gewesen sein und in Jericho hat er gelebt. Vor 2000 Jahren waren Teile Israels von den Römern besetzt, die wiederum Menschen einsetzten, um ihre Interessen zu vertreten und durchzusetzen. Manche Ämter konnte man sich sogar ersteigern. Und vielleicht hatte sich Zachäus seinen Job als Steuereintreiber und Zöllner auch ersteigert; vielleicht hatte er viele Münder zum Durchfüttern; vielleicht sehnte er sich auch nach finanzieller Sicherheit und das Geld hatte gelockt. Er hatte es zum Chef der Zöllner geschafft und galt somit als „Reicher“. Was die Geschichte auf jeden Fall erzählt, ist, dass die Bewohner Jerichos Zachäus nicht mochten. Und so war es nicht verwunderlich, dass er keinen guten Stand unter den Leuten hatte. Als Jesus eines Tages nach Jericho kommt, rennen die Menschenmengen auf die Straßen, um ihn zu sehen. Einmal diesen Jesus anschauen, vielleicht anfassen, austesten… wie auch immer: Zachäus wollte auch. Doch er war klein von Gestalt und ich stelle mir vor, dass ihn keiner nach vorne ließ. Er klettert deswegen in einen Maulbeerbusch und schaut von oben und wartet mit der Menge. Und als Jesus an dem Baum vorbei kommt, sieht er Zachäus und sagt sinngemäß: „Ich lade mich heute bei dir ein! I’m coming to your house today!“ Und Jesus kehrt ein und Zachäus verändert sein Leben… Soweit die Geschichte.

Was mir vor allem seit diesem Sonntag nachgeht, ist der Gedanke, den Pastor Taylor hatte: die Geschichte strotzt und sprüht von Gastfreundschaft! Ja, richtig, Gastfreundschaft. Alle bisher gehörten Predigten hingen sich an den gesellschaftlichen Themen auf: Arme und Reiche, Privilegierte und Gläubige, Diener der Besatzer und Besetzte – immer ging es in meinen Ohren um das Spaltende. Und Jesus kommt und kehrt den „Abtrünnigen“ um. Manchmal hingen sich die Predigten an der Verlorenheit Zachäus auf; dieser Mann, der so viel Sünde hat und ausgerechnet bei dem kehrt Jesus ein. Und in einem ganz merkwürdigen Moment forderte mich ein Predigender auf – und freilich auch alle anderen Zuhörenden – besonders die „Abtrünnigen“ zu besuchen. Das hatte damals einen fahlen Beigeschmack, denn es spaltete wieder. Dieses Mal in Rechtschaffene und Sünder. In keiner der Predigen über Zachäus konnte ich bisher andocken; doch Pastor Taylor gelang es, mich mit dem Gedanken der Gastfreundschaft zu catchen.

Was ist Gastfreundschaft für dich?

Ist Gastfreundschaft, die eigene Tür zu öffnen? Vielleicht für geladene Gäste? Ein bestimmter Tag, eine verabredete Zeit. Sich hübsch zu machen, die Wohnung auf Vordermann zu bringen, was Leckeres zu kochen bis sich der Tisch biegt, Blümchen zu kaufen und Duftspray einladend im Flur zu verdieseln? Und würde ich eigentlich jedem öffnen?

Ist Gastfreundschaft, Salat mitzubringen, wenn ich eingeladen werde? Oder Gastgeschenke? Und wer schenkt eigentlich wem? Oder kommen Gäste mit leeren Händen und gehen mit vollen? Empfängt der Gastgeber mit vollen Händen und steht am Ende mit leeren Händen da?

Ist Gastfreundschaft, Familie und Freunden zu sagen, sie könnten jederzeit klingeln? Oder anrufen? Und wäre ich ein guter gastfreundlicher Besucher, wenn ich dies auch täte?

Und ist Gastfreundschaft, wenn ich mich selbst einlade?

Zu Letzterem sagte Taylor an diesem Sonntag: ja. Und das beeindruckte mich sehr. Mein erster Impuls als „Guterzogene“: ich dränge mich nicht auf, ich lade mich selbst nicht ein, ich lasse den anderen ihren Raum, auf keinen Fall klingle ich ohne vorherige Ankündigung. Mein zweiter Impuls als „Erfahrene“: Menschen mögen Überraschungen nicht; erst recht keine Überraschungsbesucher. Sie könnten sich beschämt fühlen, weil die Kissen auf der Couch durcheinander liegen, das Klo nicht geputzt ist, der Kühlschrank leer und man selbst vielleicht in Jogginghose rumschlonzt.

Taylor sah in der Zachäus-Geschichte eine andere Seite: wenn wir den anderen sehen, vielleicht im Baum, auf der Treppe, bei der Arbeit oder beim Bäcker und wir sehen die Not, die Fragen, die Neugierde, die Sehnsucht des anderen, dann dürfen wir uns selbst einladen und fröhlich sagen: „Ich kehre heute bei dir ein und ich bestelle uns Pizza und ich höre dir zu und ich bin für dich da.“ Und vielleicht schreckt das Gegenüber zusammen und sagt, dass das Klo dreckig ist und die Küche voller altem Geschirr stehe und dann könnten wir sagen: „Alles klar, ich sehe deine Not. Passt morgen?“ „I’m coming to your house“ – und ich bringe mich mit und ich bin für dich da und ich höre dir zu und ich kann dir – nur, wenn du möchtest – auch davon erzählen, was mir Hoffnung schenkt, was mir Freude macht, welcher Glaube mein Herz stärkt und mein Leben frei macht. Und Taylor strahlte am Ende der Predigt und meinte sinngemäß: „Das ist Gastfreundschaft: sich selbst zu denen bringen, die es brauchen. Und vielleicht noch Steak mitbringen und meine Glaubensgeschichte.“

Und ich grinse, wenn ich mich erinnere, wie Taylor vor den Zuhörenden stand und sang: „I’m coming to your house today! Einer von euch hat unter seinem Stuhl einen blauen Klebezettel, sucht bitte.“ Ein paar Plätze weiter, fand eine junge Frau diesen Zettel und Taylor kündigte sich strahlend an: „I’m coming to your house today!“ Und ich sah, wie unangenehm ihr der Gedanke schien, dass er direkt nach dem Gottesdienst mit ihr mitgehen wöllte, vielleicht dachte sie an ihr dreckiges Bad – und ich sah, dass Taylor das auch verstand und er grinste, meinte, dass er Fleisch mitbrächte und sie gerne einen Tag ausmachen könnten 🙂

Als ich am Ausgang auf Taylor traf, kamen wir kurz ins Gespräch. Er weiß um mein Ringen im Glauben, mein Suchen, denn wir hatten schon an anderen Sonntagen miteinander gesprochen. Und er meinte lächelnd, dass er kurz gewünscht hätte, dass ich den blauen Zettel zöge. Ich lachte und sagte, er könne auch so gern mal bei mir zu Hause vorbeikommen – am liebsten verabredet und sehr gern auch in Begleitung seiner Frau.

Heute Abend am Schreibtisch sitzend freue ich mich auf diesen Besuch, diese gemeinsame Zeit, in der wir uns zuhören, begegnen, uns vielleicht von dem erzählen, was unser Herz stärkt und unser Leben frei macht. Vielleicht auch von Geschichten über Gastfreundschaft, Wäscheplätzen und Haselnusssträuchern.

Schritt um Schritt

Irgendwann habe ich mal ein Sprichwort aufgeschnappt, sinngemäß so: du kannst am Grashalm ziehen – davon wächst er auch nicht schneller. Heute Abend, als ich meine vorgezogenen Tomatenpflänzchen auf der Fensterbank in meinem Wohnzimmer, goß, kam mir wieder dieser Gedanke. Sie sind vergleichsweise mickrig für den Wonnemonat Mai und ich würde sie gern in die Länge ziehen, damit sie endlich raus in den Garten und in den guten Boden können. Doch noch sind sie nicht so weit und meine Ungeduld scheint ihrem Wachstum wenig zuträglich zu sein. „Es wird dauern, so lange es eben dauert“, skandiert eine leise Stimme in meinem Kopf, während ich diese Zeilen schreibe. „Es wird dauern und ändern kannst du nichts daran.“

Manches geht nur Schritt um Schritt. Manches in meinem Leben hätte ich gern schneller, unbedingt jetzt, im Moment des Verlangens und Begehrens. So geht es mir ab und an, wenn ich auf eine Onlinebestellung warte – dieses gute Buch und die Fortsetzung will ich unbedingt heute anfangen! Oder wenn ich mit gutem Hunger Essen koche – dann zieht sich jede Minute, in denen die Spaghetti nicht weich werden! Oder wenn ich auf einen Rückruf warte, auf eine Entscheidung anderer, das Gefühl zieht sich nicht nur durch meine privaten Momente, auch im Arbeitskontext erlebe ich mich, wie ich gern „am Grashalm ziehen würde“.

Im März bin ich beim Mammutmarsch in Leipzig an den Start gegangen. Die Anmeldung dazu war auch eine schnelle Bauchentscheidung – im Nachgang bin ich froh, dass ich noch eine Freundin bequatscht hatte, mitzumachen. 30km lagen an diesem Tag vor mir, freilich hatte ich ein wenig trainiert und mich um neue Schuhe mit frischen Einlagen gekümmert. Die ersten Schritte liefen wie am Schnürchen, die erste Verpflegungsstation im leichten Regen schmälerte meine Freude keineswegs. Doch als die erste Blase am Fuß war, die ersten Kniezipperlein eintraten, sich die Strecke zog, da waren die Schritte plötzlich nicht mehr federnd, nicht mehr flockig. Zuletzt – das Ziel war in Sicht, doch eine kleine Runde durch den Park musste noch absolviert werden – habe ich bei fast jedem Schritt geschimpft. „Wer hatte eigentlich diese Idee!???“ Mit Hilfe von Karo habe ich es ins Ziel geschafft und das Gefühl war der Knaller! Diesen Marsch geschafft zu haben, mit allem was dazu gehört und diese Freude am Ende trieben mir Tränchen des Glücks in die Augen! (Und, was soll ich sagen: trotz wirklich derber Blasen am Fuß habe ich mich tags darauf gleich für den Marsch 2026 angemeldet 😉 )

Im Nachgang wurde mir etwas anderes bedeutsam: die Strecke war für mich machbar, weil ich ganz oft nur an den nächsten Schritt gedacht habe. Nur an den einen nächsten, der in diesem Atemzug dran war. Nicht an die vielen Tausende, die auch noch folgend müssten, um ins Ziel zu kommen. Nur an den Schritt jetzt, atmen, Schritt, atmen, Schritt. So hat es Beppo bei Momo auch gemacht; so habe ich es geschafft. Hätte ich permanent an alle Schritte und die ganze Strecke gedacht, wäre es mir wahrscheinlich nicht gelungen. Der Frust hätte mich bestimmt an der nächsten Haltestelle in den Bus einsteigen lassen!

Und ein zweites: ich bin noch heute dankbar für die Spitzenweggefährtin. Manche Wege muss ich eben nicht allein gehen; bei manchen Wegen ist es gut, jemanden an meiner Seite zu haben.

Und das wünsche ich dir auch. In den Momenten, in denen Schritte zäh sind, Strecken unendlich, Motivation sinkt und der ungeduldige Wunsch, am Grashalm zu zerren, steigt: atme und im besten Fall: lass dich von deiner Weggefährtin mal fest drücken. Und dann setz den nächsten Schritt und atme wieder und dann der nächste Schritt.

Im März hatte mich dann endgültig das Lauffieber gepackt und ich laufe nun im Mai für einen guten Zweck: für die DMSG – die deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft. 100km für den guten Zweck – die Erforschung dieser Krankheit mit tausend Gesichtern. In meinem Umfeld kenne ich von der Krankheit Betroffene und Angehörige und diese Ohnmacht, die in mir entsteht, möchte ich in Energie umwandeln. Ich laufe und du unterstützt mich: durch Spenden oder den Link bzw. die Aktion zu teilen. Ursprünglich wollte ich große Strecken laufen – das Leben kam dazwischen und ich mache es, wie oben beschrieben: Schritt um Schritt kleine Strecken, atmen dazwischen und dann die nächste Strecke. Bis zum Monatsende sollen es so mindestens 100km sein! Ich freue mich über deine Unterstützung: https://www.themay50k.de/s/11039/12759

Tausend Dank schon im Voraus! 🙂

Auf den ersten Strecken sind auch schon ein paar hübsche Bilder entstanden, die will ich dir nicht vorenthalten. In diesem Sinne wünsche ich dir gute Schritte durch die neue Woche und liebste Weggefährten 🙂

 

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